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Das mineralisierte, über den Bruchstrom wieder aufgestiegene Wasser (derzeit zu erkennen, wo der Fluss Sentino fließt) trifft auf kälteres Wasser, das aus der oberflächlichen Einsickerung und vor allem aus der Grundwasserschicht des Flusses Sentino herkommt.
In diesen Bruchebenen und in den Scheidungen des Kalksteinmassivs entstand der Karstkomplex der „Grotta grande del Vento“. Das genaue Datum ihres Entstehens ist schwer festzulegen. Bedenkt man jedoch, dass das Grundelement schwefelhaltiges Wasser ist und dass dieses nur wieder aufsteigen konnte, als das Kalksteinmassiv zerbrach und durch die Verwerfungen abgeschnitten wurde, kann man bei der Schätzung des Alters dieser post-orogenen Ereignisse, die sich im Spätpliozän zugetragen haben behaupten, dass der Ursprung der ersten Säle auf vor eine Million und vierhunderttausend Jahre datiert werden kann. In dieser Zeit lag das Flussbett des Flusses Sentino viel höher im Vergleich zur heutigen Position und die gesamte Hydrographie verlief zwei- bis dreihundert Meter höher: Das ist die Höhe, auf der das artesische mineralisierte Wasser und das kältere Wasser des Wildbachs Sentino im Inneren des Gebirges längs der Bruchebenen aufeinandertrafen: Durch ihre Vereinigung erfolgten die Zersetzung des Kalks und die Gipsablagerung. Man kann beobachten, dass, als sich der Fluss Sentino um 250 Meter höher oben befand (wovon die Einschnitte auf verschiedenen Höhen auf den Wänden der Klamm von Frasassi Zeugnis geben) und dass seine Wasserführung unregelmäßig war, die Hochwässer hatten im Herbst und im Frühling angesichts des Gefälles des Flussbettes eine beachtliche Erosionskraft.
Dadurch kerbte sich das Wasser schnell in das Gestein und das Flussbett senkte sich sehr rasch; infolgedessen erfuhr auch die mit dem Sentino verbundene unterirdische Hydrographie eine ebenso rasche Absenkung und verursachte im Inneren Karsterscheinungen mit vertikalen Leitungen und kleinen Sälen und ohne dabei in diesen Fällen, wegen des kurzen Anhaltens des Reaktionsbereiches Gipsablagerungen zu hinterlassen. All dies wurde wirklich festgestellt. Die Karsthöhlen auf einer Höhe von 250 Metern haben tatsächlich geringfügige Ausmaße, sind isoliert und fallen wenig ins Auge. Nach und nach verlor der Wildbach Sentino wegen der starken Erosion weiterhin an Höhe und das Flusswasser wurde weniger heftig und langsamer: infolgedessen senkte sich auch die unterirdische Hydrographie langsamer und spiegelte genau die Gleichgewichtssituation des Flusses wider. Der Reaktionsbereich zwischen dem schwefelhaltigen Wasser und dem kalten Wasser des Wildbaches hielten sich immer länger auf der gleichen Höhe auf und ermöglichten so die Bildung dieses Komplex an großartigen Sälen, den wir heute hier vorfinden. Wo die Aufstiegshöhe des schwefelhaltigen Wassers über dem Flussbett des Sentino lag, bildeten sich, konvergent zum Wildbach, subhorizontale Verbindungswasserleitungen. Die Grundstruktur des unterirdischen Komplexes von Frasassi besteht aus 6-8 übereinander gelagerten Ebenen, die die Erosionszyklen des Sentino über lange geologische Zeiträume darstellen.